Mit dem XDJ-XZ ergänzt Pioneer DJ sein Portfolio an All-in-one-DJ-Systemen um ein vierkanaliges Exemplar. Der Hersteller spricht von einem „Kraftpaket“, das sich perfekt für Events, Bars, Clubs oder private Studios eignet. Ich habe mir das großgewachsene DJ-Werkzeug näher angeschaut, das im Alleingang oder als Controller für Rekordbox DJ oder Serato DJ Pro nutzbar ist.
DJ-Workstation
Der Pioneer DJ XDJ-XZ ist eine beeindruckend große und sehr gut verarbeitete DJ-Workstation die 878 x 466 x 118 misst und mit 13 Kilogramm auch nicht gerade zu den Leichtgewichten zählt. Pioneer DJ sagt, das Gerät sei einfach zu transportieren – ich finde, dass man hier durchaus geteilter Meinung sein darf, denn in Kombination mit einem passenden Metall-Flightcase (z. B. von Thon) ergibt sich ein Gesamtgewicht von fast 25 Kilogramm. Das soll natürlich nicht heißen, dass ein Transport unmöglich ist, man sollte diesen aber gut vorbereiten. Pioneer DJ bietet das Gerät für 2199 Euro an, eine Lizenz von Rekordbox DJ ist im Preis enthalten.
Decks
Die großzügig dimensionierten Decks des XDJ-XZ bieten eine umfassende Ausstattung mit beleuchteten und praxisgerecht angeordneten Bedienelementen. Neben Start- und Cue-Tastern gibt es weitere zur Aktivierung und Modifikation von Loops, zur Rückwärtswiedergabe und Synchronisation. Beim ersten Rundgang stechen vor allem die riesigen Jogwheels ins Auge, die einen Durchmesser von 206 Millimeter haben und mit Farbdisplays ausgestattet sind.
Zur Geschwindigkeitssteuerung sind Pitchfader mit einem langen Regelweg von zehn Zentimetern verbaut, die einen anpassbaren Regelbereich haben. Wer gerne harmonisch mixt, aktiviert zudem die gut klingende Master-Tempo-Funktion. Unterhalb der Jogwheels sind die gut erreichbaren Performance-Pads platziert, die mit verschiedenen kreativen Funktionen belegt sind.
Mixer
Die Mixersektion des XDJ-XZ bietet ein vertrautes Layout und umfasst vier Kanalzüge. Die Kanalzüge sind mit Dreiband-EQs, Trim-Potis und gut dosierbaren Kanalfadern ausgestattet. Per Schiebeschalter lassen sich die Kanalfader dem Crossfader frei zuweisen, lange, ampelfarbene LED-Ketten erleichtern die Aussteuerung der Pegel. Pioneer DJ hat dem Boliden sechs Color FX spendiert, die durch beleuchtete Taster aktivierbar sind und mittels großer, griffiger Drehregler kontrolliert werden.
Zudem gibt es 14 Beat FX, die sich auf verschiedene Quellen routen lassen und über eine eigene Kontrollsektion verfügen. Die Kanäle 1 und 2 des Mixers können ausschließlich für Software- oder playerinterne Signale genutzt werden und die Kanäle 3 und 4 lassen sich zum Mixen von Line-, Phono- und Computersignalen verwenden.
Display
Im oberen Bereich des Pioneer DJ XDJ-XZ befindet sich ein leicht angewinkeltes, sieben Zoll großes Touchdisplay, das sich sehr gut ablesben lässt und den Nutzer mit zahlreichen Informationen versorgt. Neben Songwellenformen und Zeit- und Effektparameter-Einblendungen werden die Songauswahl und Konfiguration des Geräts visuell unterstützt. Um das Display herum sind zahlreiche Bedienelemente zum Blättern in der Songsammlung, zur Auswahl von Datenträgern oder dem Aktivieren des Betriebsmodus angeordnet.
Links neben dem Display befindet sich eine umfassend bestückte Mikrofonsektion, die einen praxisgerechten Zugriff auf die eingehenden Signale erlaubt. Neben Pegelsteuerungen und Frequenzeingriffen lassen sich hier eine Talkover-Funktion und eine Feedback-Reduzierung aktivieren.
Auf der rechten Seite des XDJ-XZ befindet sich die gut ausgestattet Kontrollsektion für den Masterpegel inklusive einer optischen Pegelanzeige und einem Dreiband-EQ.
Anschlüsse
Die Rückseite des Pioneer DJ XDJ-XZ ist mit einer Vielzahl an analogen und digitalen Anschlüssen versehen. Zur Ausgabe des Masterausgangssignals sind professionelle XLR-Buchsen und ein zusätzliches Cinch-Pärchen verbaut. Booth-Signale für eine Monitoranlage verlassen das Gerät über 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen, ein Send-Ausgang kann für Setup-Erweiterungen genutzt werden. Für die Kanäle 3 und 4 stehen Phono- und Line-Eingänge zur Verfügung und erlauben den Anschluss von Mediaplayern oder Plattenspielern. Für weitere Ergänzungen steht ein AUX-Eingang parat.
Zwei Combo-Anschlüsse dienen zur Verkabelung von Mikrofonen und drei Netzwerkbuchsen erlauben den Anschluss von DJ-Link-fähigen Pioneer-DJ-Playern und Computern. Eine USB-Typ-B-Buchse ermöglicht den Datenaustausch mit Windows- und Mac-Rechnern sowie die Steuerung von Rekordbox DJ und Serato DJ Pro.
Auf der Oberseite des Pioneer DJ XDJ-XZ befinden sich zwei Anschlussmöglichkeiten für USB-Datenträger oder mobile Android-/iOS-Devices mit installierter Rekordbox App.
Workstation-Betrieb
Der Pioneer DJ XDJ-XZ kann auf unterschiedliche Weise genutzt werden. Entscheidet man sich für den standalone-Betrieb, stehen zwei Decks zum Mixen zur Verfügung. Die Zuführung von Songs kann per USB-Datenträger, Smartphone oder Computer (Link/USB-Anschluss) erfolgen. Um alle Funktionen des XDJ-XZ nutzen und die kreativen Features passgenau aktivieren zu können, sollte man seine Songs mit Rekordbox vorbereiten.
Nach dem Laden der Songs in die Decks werden die Wellenformen im Display und in den Jogwheels angezeigt. Zudem blendet der Player noch zahlreiche weitere, mixrelevante Informationen ein und der Mixvorgang kann beginnen. Das Beatmatching lässt sich dank der langen Faderwege sehr gut manuell vornehmen, alternativ steht auch eine Sync-Funktion parat, die das Angleichen der Songs zuverlässig übernimmt. Das Überblenden der Tracks gelingt mit den Bedienelementen der Mixersektion sehr gut, wer möchte kann im Einstellungsmenü des Geräts zahlreiche Parameter der EQs, Fader, des Crossfaders etc. an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Für kreative DJ-Sets lassen sich die beiden Effektsektionen nutzen. Die Sound Color FX Space, Dub Echo, Sweep, Noise, Crush und Filter können direkt in den Kanalzügen kontrolliert werden und eignen sich zur Modellierung von Übergängen. Das große Arsenal der Beat FX umfasst Delay, Echo, Filter, Flanger, Helix, Phaser, Ping Pong, Pitch, Slip Roll, Spiral, Reverb, Roll, Trans und Vinyl Break. Diese Effekte lassen sich auf einzelne Kanäle (auch AUX und Mikrofone) oder das Gesamtsignal routen. Die Effektqualität ist durchgängig auf einem hohen Niveau, so wie man es bei einem professionellen Player erwartet.
Mit den Performance-Pads können HotCue-Punkte gesetzt und getriggert, Loops in verschiedenen Ausprägungen aktiviert und bearbeitet sowie Sprünge in Songs ausgeführt werden. Die Pads reagieren sehr direkt, sodass ein treffsicheres Arbeiten möglich ist.
Erweiterungen
Der Pioneer DJ XDJ-XZ lässt sich auf verschiedene Arten ergänzen und als Schaltzentrale für ein flexibel nutzbares Setup verwenden. So sind Mediaplayer, Plattenspieler oder Smartphones mit installierter Streaming-App als Zuspieler verwendbar, um spontane Musikwünsche erfüllen zu können. Darüber hinaus lassen sich bis zu zwei Mikrofone verkabeln, deren Signale mit den EQs einfach angepasst werden können. Per Talkover-Funktion werden die Musiksignale automatisch abgesenkt und ein Feedback Reducer verhindert unschöne Rückkopplungen.
Software-Controller
Der Pioneer DJ XDJ-XZ kann als Controller mit Rekordbox DJ oder Serato DJ Pro kombiniert werden. Beide Programme lassen sich als Ergänzungen nutzen, um mit vier Decks auflegen zu können, oder exklusiv zum Auflegen verwenden. Ein Umschalten im laufenden Betrieb ist ebenfalls möglich, hierbei werden auf dem Bildschirm entsprechende Warnhinweise eingeblendet. Leider lassen sich die Tracks aus der Software und dem internen Player nicht automatisch angleichen, hier sind DJ-Skills gefragt.
Auf die detaillierten Unterschiede der beiden Programme möchte ich in diesem Test nicht eingehen, da diese bereits mehrfach auf DJ LAB vorgestellt wurden. Meiner Meinung nach agieren beide Programme auf Augenhöhe und bieten dennoch inhaltliche Unterschiede, sodass jeder Anwender selbst entscheiden sollte, welches System am besten zu ihm bzw. ihr passt. In Verbindung mit dem XDJ-XZ lassen sich Rekordbox DJ und Serato DJ Pro sehr direkt steuern, das Navigieren in der Songsammlung und Laden der Songs erfolgt von der Hardware aus und auch ein Zugriff auf kreative Funktionen mit den Pads und Tastern ist möglich.
Die Effekte und EQs der beiden Programme kommen nicht zum Einsatz, hier stehen die Onboard-Funktionen des Pioneer-DJ-Geräts ebenfalls zur Verfügung. Wer sich authentische Scratch-Optionen wünscht, kann zudem auf eine Timecode-Steuerung zurückgreifen, die per angeschlossener Zuspieler kontrolliert wird. Die Einrichtung dieser Steuerung ist schnell erledigt und arbeitete in meinem Test in beiden Fällen zuverlässig.
Kleiner Fun Fact am Rande: Das Umschalten der Decks 1/3 und 2/4 hat mir bei Serato Pro besser gefallen, da es durch ein zweimaliges Tippen der Shift-Taste erfolgt, während man bei der herstellereigenen Software Rekordbox DJ die Umschaltung etwas umständlich in einem Untermenü auf dem Bildschirm auswählen muss.
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